Massive Trockenheit, Rekordhitze oder steigende Meeresspiegel - die Folgen des Klimawandels werden immer spürbarer. Neben den dramatischen Auswirkungen für die Umwelt wirkt sich die Klimakrise aber auch als existenzielle Krise auf die Psyche aus, denn ihre destruktiven Folgen beeinflussen nicht nur die physische Gesundheit, sondern belasten auch die Psyche der Menschen. Ein Engagement seitens des Berufsstandes ist daher nicht nur sinnvoll, sondern auch berufsethisch geboten.
So lud der Vorstand der Psychotherapeutenkammer Berlin am 22. Februar 2023 zum Workshop „Klimakrise und Psychotherapie“ ein. Katharina Simons, Psychotherapists for Future und Eva Schweitzer-Köhn, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Berlin, gaben eine Überblick über die möglichen psychischen Auswirkungen der Klimakrise sowie den berufsrechtlichen Rahmen.
Angst, Depressionen, Hilflosigkeit, Trauer, Stress sowie Verdrängung und Abwehrreaktionen in Bezug auf die Klimakrise nehmen zu. Sie können auch dazu führen, dass die Menschheit den nötigen Klimaschutz verzögert. Schon jetzt wird deutlich, dass insbesondere Kinder und Jugendliche psychisch stark betroffen sind, da der Klimawandel die künftigen Generationen noch stärker treffen wird. Darüber hinaus kann die Klimakrise als ein zusätzliches Belastungsmoment wirken und zu einer Verschlimmerung bestehender psychischer Störungen führen.
Wie können Psychotherapeut:innen bei der Bewältigung der psychischen Auswirkungen der Klimakrise unterstützen? Was kann getan werden, damit die Auseinandersetzung mit der Klimakrise nicht zur Überforderung wird, sondern sich in ein sachlich angemessenes Verhalten übersetzen kann? Welche Erfahrungen werden aktuell im psychotherapeutischen Kontext gemacht? Wie können Menschen gut mit den durch den Klimawandel ausgelösten Emotionen umgehen und auf welche Art und Weise können Psychotherapeut:innen dabei unterstützen? Welche besonderen Herausforderungen gilt es zu beachten, da von der Klimakrise auch die Psychotherapeut:innen selbst betroffen sind? Wie können die eigenen Anteile in der Selbsterfahrung professionell bearbeitet werden?
Diese und viele weitere Fragen wurden engagiert diskutiert. Neben der gezielten Förderung von Ressourcen bzw. Resilienzfaktoren wie Selbstwirksamkeit, Emotionsverarbeitung oder Handlungskompetenz wurde auch die große Bedeutung von niedrigschwelliger Hilfe in Form von Gruppen- und Netzwerkangeboten betont, um Verbindungen untereinander zu schaffen.
„Die Klimakrise ist auch eine psychologische Krise. Wir wollen und müssen unser Fachwissen zur Bewältigung dieser komplexen Bedrohung verstärkt einbringen, um die Klimaresilienz in unserer Gesellschaft zu fördern. Dabei geht es einerseits um das Verstehen der psychologischen Aspekte der Klimakrise, aber auch um eine Unterstützung bei der konstruktiven Bewältigung dieser Bedrohung“, so Schweitzer-Köhn. „Studien zeigen, dass gemeinschaftliches Handeln nicht nur ein Gefühl von Sicherheit und Verbundenheit geben kann, sondern uns auch langfristig im Umgang mit Krisen stärkt“.