Kurfürstendamm 184
10707 Berlin
Deutschland
Unser Symposium "Was es heißt, fremd zu sein - Perspektiven transkultureller Psychotherapie", findet am Samstag, den 29.3.2025 von 9:30 bis 16:30 Uhr in unseren Räumen am Kurfürstendamm 184 statt.
Wer sind die Fremden? Wer ist wem fremd? Das Fremde verunsichert, beide Seiten. Derzeit soll es in vielen Ländern ausgeschlossen werden. Die AfD hat bei der letzten Bundestagswahl mit dem Narrativ von Überfremdung 20,3 % der Stimmen bekommen. Die gesellschaftlichen Spannungen und Unsicherheiten werden den „Fremden“ zugeschoben. Das ist die scheinbar einfache Lösung für komplexe Probleme. Aber das ist nicht nur inhuman, sondern auch brandgefährlich.
Auch in der Psychotherapie spielt die Frage nach dem „Anderen“ und der Umgang mit dem „Fremden“ immer eine Rolle. Umso wichtiger erscheint es uns, das Gemeinsame zu betonen, was alle Menschen eint, ohne dabei unsere Verschiedenheit aus dem Blick zu verlieren. Die therapeutische Arbeit mit Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe erfordert die Bereitschaft, die eigene therapeutische Haltung zu reflektieren und anzupassen. Unser Symposium möchte einen Raum schaffen, in dem wir gemeinsam über kulturelle Grenzen hinweg denken, verstehen und lernen können.
Wir freuen uns sehr, Sie am 29. März 2025 bei uns begrüßen zu dürfen und gemeinsam mit Ihnen Brücken zu bauen – zwischen Kulturen, zwischen Theorie und Praxis, zwischen Verunsicherung und Zutrauen und auch untereinander.
Da die Veranstaltung in den Räumen der Psychotherapeutenkammer stattfindet, ist die Zahl der Plätze auf 60 Personen begrenzt. Die Teilnahmegebühr beträgt 40 € und ist mit der Anmeldung zu überweisen. Für die Workshops können Sie gerne eine erste und eine zweite Präferenz angeben. Wir werden uns bemühen, dies zu berücksichtigen.
Das Symposium ist mit 6 Fortbildungspunkten zertifiziert.
Ablauf
9:30 Uhr Einlass
10:00 – 10:30 Uhr Begrüßung
Pilar Isaac-Candeias
Intro: Improtheater „die Gorillas“
10:30 – 11:15 Uhr Vortrag 1 „Zur gesellschaftlichen Bedeutung der Migration und ihre Mythen“
Dr. Cihan Sinanoglu (DeZIM, NaDiRa, Sozialwissenschaftler)
11:30 – 12:15 Uhr Vortrag 2 „Brauchen wir eine Transkulturelle Psychotherapie?“
PD Dr. Ulrike von Lersner (PP)
„Eine Psychologie, die eine ganzheitliche Sichtweise von Kultur, Geist und Gehirn vertritt, bräuchte die Bezeichnung ‘kulturell’ nicht mehr. Die kulturell-klinische Psychologie hätte dann einen einfachen und vertrauten Namen: Klinische Psychologie“ (Ryder, 2021).
Dass wir an diesem Punkt noch nicht angelangt sind, erfahren Behandler*innen in ihrem klinischen Praxis tagtäglich. Kulturelle Missverständnisse, vermeintlich fehlende Passungen, Therapieabbrüche und eine systematische Unterversorgung von Menschen mit Migrationsgeschichte bestimmen die Erfahrungen mit Kultur in unserem klinischen Alltag. Dabei beschäftigte die Auseinandersetzung mit und die Überwindung von Fremdheit die Vertreter*innen aller Therapieschulen von Beginn an und tun dies bis heute.
In Zeiten von Populismus und Erstarken der Rechten erfährt diese Frage noch einmal eine ganz neue Bedeutung.
Der Vortrag gibt einen Überblick über Konzepte der Transkulturellen Psychologie und zeigt anhand von Beispielen der klinischen Praxis auf, warum eine Transkulturelle Perspektive in der Psychotherapie in der heutigen Zeit hilfreich und sogar dringend notwendig ist.
12:30 – 13:30 Uhr Mittagspause
13:45 – 15:45 Uhr Workshops
Workshop 1 „Transkulturelle Psychotherapie in der Praxis“
Sema Akbunar (PPT)
In diesem Workshop erfahren Psychotherapeut*innen, wie sie eine kultursensiblere Haltung entwickeln und in ihrer Praxis anwenden können. Durch kurze Theorie-Inputs und Einladung zur Selbstreflexion werden (un-bewusste) Vorurteile beleuchtet, die die therapeutische und supervisorische Beziehung beeinflussen können.
Workshop 2: „Kultursensible Supervision“
Nora Balke (PPT)
Verschiedene kulturelle Hintergründe lösen oft Gefühle der Unsicherheit und Fremdheit aus, die den Supervisand*innen als mitunter bedrohliche Hindernisse oder Hemmschwellen erscheinen. Mit Hilfe eines klar strukturierten Supervisionsprozesses und über Identifikationsrunden sollen diese Hemmungen gemildert werden, sodass alle Aspekte im Zusammenhang mit dem Supervisionsfall leichter und klarer artikuliert werden können. Der Workshop, basierend auf der Methode nach Lansen/Haans, soll in die grundlegenden Konzepte vertiefend einführen und mittels Rollenspielen und praktischer Übungen eine interaktive Erfahrung mit der strukturierten Fallsupervision ermöglichen.
Workshop 3: „Jenseits der Grenzen: Interkulturelle Kompetenz in der psychotherapeutischen Praxis mit Kindern und Jugendlichen“
Andrés González Axthammer und Leopoldo Gancedo Ordiz (PiA und KJP)
Wie wirken sich kulturelle Hintergründe, Migrationserfahrungen und Mehrfachzugehörigkeiten auf den therapeutischen Prozess aus? In diesem Workshop möchten wir gemeinsam erkunden, wie kulturelle Dynamiken, Sprachbarrieren und gesellschaftliche Machtverhältnisse die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und ihren Familien prägen. Durch theoretische Impulse, interaktive Fallbesprechungen und Raum für persönliche Reflexion möchten wir die eigene Haltung hinterfragen, Unsicherheiten begegnen und Wege zu einem sensiblen, kulturbewussten Arbeiten entwickeln – jenseits von Stereotypen und einfachen Zuschreibungen.
Workshop 4: „FAR FROM HOME“ - Eine Einführung in Deutschlands ersten krankenkassenzertfizierten Präventionskurs für Migranten
Josneia da Cas (PPT)
Menschen, die aus anderen Ländern nach Deutschland gekommen sind, haben unabhängig von der persönlichen Geschichte, ein gemeinsames Problem. Sie sind fremd und kennen sich nicht aus. Das löst vermehrten psychischen Stress aus. “FAR FROM HOME” wurde von Kolleg*innen an der Berliner Psychotherapeutenkammer entwickelt, um Menschen mit Migrationsgeschichte ein niedrigschwelliges Gruppenangebot in ihrer eigenen Sprache zu machen. Es ist der erste psychotherapeutische Präventionskurs, der von den Krankenkassen zertifiziert wurde. Der Workshop bietet einen erste Einführung und erklärt die weiteren Schritte.
15:45 – 16:30 Uhr Abschied, Get-together
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