Kurfürstendamm 184
10707 Berlin
Deutschland
Wir Menschen haben Vorurteile, Stereotypen, Ressentiments. Wir bevorzugen das Bekannte und haben Angst vor dem Unbekannten. Wir alle werden in ein bestimmtes Weltbild hineingeboren und leben darin. Häufig ohne dies ausreichend zu hinterfragen: Wer bestimmt, was Zugehörigkeit bedeutet, wer in seiner Gänze, wer nur in Abstraktion in Erscheinung tritt? Sind Unterschiede zwischen Gruppen, Identitäten und Realitäten konstruiert?
Auch unsere psychotherapeutischen Behandlungen finden nicht im luftleeren Raum statt. Sie sind, wie wir alle, eingebettet in gesellschaftliche Realitäten, voller Kategorien, Hierarchien, Spannungen und Konflikte, wie wir sie derzeit zahlreich erleben und erleiden. Davon sind wir und unsere Patient*innen in sehr unterschiedlicher Weise betroffen.
Was ist Rassismus? Wo kommt er her? Wozu dient er? Und welche Möglichkeiten haben Psychotherapeut*innen - auf individueller wie struktureller Ebene - diesem System etwas entgegenzusetzen?
Dieses Symposium trägt den Titel:
Rassismus: das Erbe des Kolonialismus - Was hat das mit Psychotherapie zu tun?
Die Tagung ist angesiedelt zwischen Wissensvermittlung und Selbsterfahrung. Die Beiträge sollen es den Teilnehmenden ermöglichen, sich den eigenen bewussten und unbewussten Vorurteilen und Rassismen zu stellen. Das kann schmerzhaft sein, ist aber in jedem Fall lohnend, sowohl für die persönliche Entwicklung als auch für die psychotherapeutische Arbeit.
Die Zahl der Teilnehmenden ist auf 50 Personen begrenzt. Melden Sie sich also schnell an, wenn Sie Interesse haben. Die Gebühr beträgt 40 €. Erst nach deren Überweisung ist die Anmeldung gültig.
Am Nachmittag gibt es vier Workshops (WS). WS drei richtet sich besonders an KiJu-Kolleg*innen. Sollten die anderen drei WS sehr unterschiedlich nachgefragt sein, möchten wir, in der Reihenfolge der Anmeldung, die Zahl der Teilnehmenden gerne (auch aus Platzgründen) gleichmäßiger verteilen. Wir bitten dafür um Ihr Verständnis.
Wir freuen uns auf einen anregenden Austausch!
Für die Vorbereitungsgruppe: Benjamin Hiemeyer und Katharina Dinică
Für den Vorstand: Pilar Isaac-Candeias
Diese Veranstaltung wird mit 6 Fortbildungspunkten zertifiziert.
Ablauf
9:30 Uhr Einlass
10:00 – 10:30 Uhr Begrüßung
Pilar Isaac-Candeias (Vorstand PtK Berlin), Katharina Dinicǎ (AK Rassismussensible Psychotherapie) und Benjamin Hiemeyer (AK Rassismussensible Psychotherapie)
Intro: Nevfel Cumart (Lyrik)
10:30 – 11:15 Uhr Vortrag 1 „Rassismus - Eine viel zu lange Geschichte“
Prof. Dr. Susan Arndt (Literaturwissenschaftlerin)
Susan Arndt wird den zeitgenössischen strukturellen Rassismus historisch herleiten. Rassismus wird in seiner Verschränkung mit Kolonialismus und Nationalsozialiismus betrachtet, wobei auf verschiedene Strömungen und Ebenen des Rassismus eingegangen wird.
11:30 – 12:15 Uhr Vortrag 2 „Rassismus in der Gesundheitsversorgung - Empirische Befunde und kritische Reflexionen“
Dr. Cihan Sinanoğlu (NaDiRa, Sozialwissenschaftler)
In diesem Vortrag wird Cihan Sinanoğlu zentrale empirische Ergebnisse einer aktuellen Studie des Rassismusmonitors vorstellen, die sich mit rassistischen Diskriminierungserfahrungen im Gesundheitswesen befasst. Der Vortrag zeigt auf, wie strukturelle und institutionelle Diskriminierung im medizinischen und therapeutischen Bereich auftreten und welche Auswirkungen dies auf die Gesundheitsversorgung von Rassismus betroffenen Gruppen hat. Die Befunde werden kritisch reflektiert und es wird diskutiert, welche Maßnahmen notwendig sind, um Rassismus in der Gesundheitsversorgung zu überwinden.
12:30 – 13:15 Uhr Vortrag 3 „Was Psychotherapeut*innen schon immer über Rassismus wissen wollten“
Dr. Birsen Kahraman (PPT)
Die Bedeutung von Rassismus rückt zunehmend in den Fokus der psychotherapeutischen Profession und Praxis. Dieser Vortrag vermittelt zum einen Grundlagen für ein besseres Verständnis für vielfältige Erscheinungsformen in und außerhalb des Therapieraums, die krankheitswertigen Folgen von Diskrimi-nierung und unsere psychotherapeutischen Handlungsmöglichkeiten auf institutioneller sowie (inter-)individueller Ebene.
Outro: Nevfel Cumart (Lyrik)
13:30 – 14:15 Uhr Mittagspause
14:15 – 15:45 Uhr Workshops
Workshop 1: Bringing the hidden to light – Umgang mit Mikroaggressionen in der Psychotherapie
Dr. Timo Slotta (PPT)
Alltägliche, subtile Diskriminierungserfahrungen schaden der Gesundheit nachgewiesenermaßen. Innerhalb von Psychotherapien beeinträchtigen Diskriminierungserfahrungen häufig sowohl Therapieprozess als auch -Outcome. Dieser Workshop soll Impulse für einen konstruktiven Umgang damit geben.
Workshop 2: Rassismuskritische Haltung in der Psychotherapie: Sensibilisierung und Handlungsansätze
Sema Akbunar (PPT)
In diesem Workshop erfahren PsychotherapeutInnen, wie sie eine rassismuskritische Haltung entwickeln und in ihrer Praxis anwenden können. Durch kurze Theorie-Inputs und Selbstreflexion werden unbewusste Vorurteile beleuch-tet, die die therapeutische und supervisorische Beziehung beeinflussen können.
Workshop 3: „Aber Frau Lehrerin, ich bin keine Ausländerin, bin Berlinerin!“
Kadir Kaynak (KJP)
Es werden Sequenzen aus Behandlungen mit Kindern und Jugendlichen verschiedener Ethnien dargestellt, die mit viel "Herzschmerz" ihre Erfahrungen mit Vorurteilen sowie Rassismus in die Therapiestunden einbringen. Während sie mit ihren intrapsychischen sowie interpersonalen Konflikten kämpfen, erleben sie die rassistischen Einflüsse aus der Umwelt als eine weitere seelische Belastung. Gelegenheit zur Reflektion und zum Austausch. Besonders geeignet für KJP.
Workshop 4: Eine Einführung in die psychotherapeutische Arbeit mit rassismuskritischen Ansatz
Melek Yula (KJP, M.A. Soziale Arbeit)
Der Workshop fokussiert auf die Grundlagen einer Diskriminierung und rassismuskritischen Haltung in der psychotherapeutischen Arbeit. Durch Übungen, Austausch und Selbsterfahrung möchten wir uns dem Thema nähern und einen Überblick schaffen. Dabei ist die Reflexion der eigenen Erwartungen, Positionen und Rollen als psychotherapeutische Fachkraft von besonderer Bedeutung.
15:45 – 16:30 Uhr Abschied, Get-together
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