Im Rahmen der "Woche der seelischen Gesundheit" wurde von der Fachstelle für Prävention und Gesundheitsförderung im Land Berlin am 4. Oktober 2010 eine Podiumsdiskussion veranstaltet.
Frau Prof. Dr. Antje Ducki von der TFH Berlin führe in das Thema ein. Die Anzahl der AU-Tage infolge psychischer Erkrankungen hat zugenommen (für Berliner Arbeitnehmer im Durchschnitt 29,4 Tage). Insbesondere wirken sich "Armut", "Arbeitslosigkeit" und "Prekäre Beschäftigungsverhältnisse" als Belastungsfaktoren hinsichtlich der psychischen Erkrankungen aus. Möglichkeiten zur Lösung sei ein Ausbau an Gesundheitsprävention in Betrieben, eine Verbesserung des betrieblichen Wiedereingliederungsmanagements psychisch Kranker sowie eine Verbesserung der Vorbildfunktion der Führungskräfte. Die Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, Katrin Lompscher, wies in ihrem Beitrag auf den hohen Anteil bei den Rentenzugängen infolge psychischer Erkrankungen hin. Sie begrüßte einerseits eine bessere medizinische Diagnostik, bemängelte jedoch, dass eine Ent-Tabuisierung psychischer Erkrankungen noch immer nicht in allen Bereichen stattgefunden habe.
Aus Sicht der Arbeitgeberverbände seien Fachkräftemangel, Defizite im Bildungsbereich, Defizite im Bereich des Gesundheits- und Arbeitsschutzes sowie im Bereich Vereinbarkeit von Familie und Beruf die zentralen Ursachen. Die einzelnen Arbeitnehmer/-innen müssen immer mehr Arbeit un-ter immer größer werdendem Zeitdruck leisten. Klein- und Kleinstbetrieben könnten unternehmensabhängige Seminarangebote durchführen. Die Krankenkassen, die Unfallversicherungen und auch der DGB unterstützen Betriebe bei der Umsetzung von Gesundheits- und Arbeitsschutz. Laut Dorothee Hillenbrand, Vizepräsidentin der Psychotherapeutenkammer Berlin, sei zwar ein Anstieg der Fallzahlen zu verzeichnen. Dieser müsse jedoch in Relation zur Prävalenz psychischer Erkrankungen der Gesamtbevölkerung gesehen werden. Zahlen über psychische Erkrankungen müssen vor allem in Abhängigkeit der soziodemografischen Variablen und der Betriebs- und Branchenarten gesehen werden.
Die anschließende Diskussion bezog sich auf Themen wie Mobbing, Umsetzung von EU-Richtlinien zur Stress-Prävention, Bundesarbeitsschutzgesetz, Sozialkompetenz der Führungskräfte, Zusammenhang zwischen Einkommen und psychischer Gesundheit und der noch immer bestehenden Tabuisierung von Depressionen bei Männern.
Die Psychotherapeutenkammer Berlin forderte, dass Psychische Gesundheit im Rahmen des Arbeitsschutzes besser wahrgenommen und krankheitswertige Folgen als Berufskrankheiten anerkannt werden sollten. Es bedürfe einer (neuen) Kultur der Wertschätzung von Arbeit und Anerkennung der beruflichen Leistungen. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement müsse vielfältige Angebote für Mitarbeiter/-innen und Führungskräfte bereithalten und auch psychosoziale Fragestellungen berücksichtigen. Arbeitslosen sollten vielfältige Möglichkeiten zur Erhaltung ihrer psychischen Gesundheit angeboten werden.
Dorothee Hillenbrand, Vizepräsidentin