In den USA gibt es bereits ein ausgebautes Netz der Online-Therapien und -Beratungen. Dieses genießt aufgrund der Niedrigschwelligkeit des Angebots einen hohen Stellenwert im Bereich der psychotherapeutischen Beratung. Das heißt, die Schwellenangst einen Kontakt zu einem professionellen Berater aufzunehmen kann durch die Anonymität des Internets leichter überwunden werden. Sensible und schambesetzte Themen können möglicherweise von Patienten leichter angesprochen als bei einem Face-to-Face-Gespräch.
Um per E-Mail kommunizieren zu können, müssen Patienten einigermaßen schnell tippen können, gerne schreiben und in der Lage sein, Gedanken und Gefühle schriftlich auszudrücken. Insbesondere für jüngere Patienten, die spielerisch gelernt haben, mit dem Computer umzugehen, könnten solche Angebote attraktiv sein.
In Deutschland wird die psychotherapeutische Online-Beratung schon vor allem bei freien Trägern oder kommerziellen Anbietern praktiziert. Ein Online-Angebot sieht dann zum Beispiel so aus:
- 1. Schritt: Schildern Sie dem Therapeuten per E-Mail Ihr Anliegen.
- 2. Schritt: Sie erhalten binnen 24 Stunden ein Angebot für individuelle Beratung oder eine Antwort auf Ihre Frage. Hierfür fallen Gebühren in zum Teil nicht unerheblicher Höhe an.
- 3. Schritt: Sie nehmen das Beratungsangebot an und übersenden ggf. weitere Informationen oder Unterlagen. Wenn Sie das Angebot ablehnen, entstehen keinerlei Kosten.
- 4. Schritt: Der Therapeut erstellt und sendet Ihnen kurzfristig eine Ausarbeitung Ihres Problems und stimmt mit Ihnen die weiteren Schritte ab.
Noch ist nicht geklärt, welche Auswirkungen die E-Mail-Korrespondenz auf das therapeutische Arbeitsbündnis hat. Kritisch wird seitens der Psychologischen Psychotherapeuten auch gesehen, dass bei dieser Art von Kommunikation keine nonverbale Signale (Weinen, Wut, Ärger, Ängstlichkeit o. ä.) wahrgenommen werden können. Unverständlich ist, dass E-Mail-Beratung häufig teurer als ein Einstiegsgespräch mit maximal 61 EUR bei Kassenpati-enten angeboten wird.
Diplom-Psychologin Dr. Christine Knaevelsrud von der Freien Universität Berlin und wissenschaftliche Leiterin des Behandlungszentrums für Folteropfer wird beim Landespsychotherapeutentag am 13. März 2010 über die internationale und nationale Entwicklungen der Online-Psychotherapie referieren. Interessierte können sich zum Landespsychotherapeutentag anmelden und erfahren nähere Details unter Tel. 030 887140-0 oder per E-Mail info@psychotherapeutenkammer-berlin.de
Kontakt:
Psychotherapeutenkammer Berlin
Kurfürstendamm 184
10707 Berlin
Dr. Beate Locher
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 030 887140-13
Locher@psychotherapeutenkammer-berlin.de