Es besteht immer noch eine große Kluft zwischen dem Bedarf und der tatsächlichen Inanspruchnahme von Psychotherapie älterer Menschen. Bereits die 1990-93 durchgeführte repräsentative Berliner Altersstudie (BASE) an 516 Menschen im Alter von 70 bis 103 Jahren ergab, dass keiner der 133 an einer Depression Erkrankten einen Nervenarzt oder einen Psychotherapeuten aufsuchte. Auch heute noch zögern Hausärzte, Patienten mit einer Depression zur Weiterbehandlung an psychotherapeutische Kollegen zu überweisen. In einer noch unveröffentlichten Studie des IGES-Instituts (Auftraggeber: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde), basierend auf Daten von 10 Millionen Versicherten der Dt. Rentenversicherung Bund, DAK, HKK und KKH-Allianz, wurden bei knapp 3,3 Millionen eine oder mehrere psychische Erkrankungen dokumentiert. Lediglich 40% wurden bei Nervenärzten, Psychiatern, Ärzten für Psychotherapie oder Psychologischen Psychotherapeuten behandelt. Die übrigen 60% suchten ausschließlich Hausärzte oder Fachärzte anderer Disziplinen auf (Ärztezeitung vom 2.6.2011).
Eine Hauptschwierigkeit in der hausärztlichen Versorgung betrifft die Diagnostik. Wittchen und Kollegen (zit. in Maaz 2010, 3) schätzen, dass in Deutschland nur 38.5% der Depressionen bei Älteren sicher diagnostiziert werden. Ältere Patienten zeigen im Vergleich zum mittleren Erwachsenenalter weniger klassische depressive Symptome wie z. B. die depressionstypische Niedergeschlagenheit. Depressive Episoden bei älteren Menschen können Ähnlichkeiten mit einer Demenz aufweisen (depressive Pseudodemenz).
Einschlägige Diagnostikinstrumente (wie z.B. die "Geriatrische Depressionsskala" von Yesavage et al. 1983) werden noch immer selten eingesetzt. Darüber hinaus liegen im deutschsprachigen Raum immer noch keinerlei Leitlinienempfehlungen zur Therapie depressiver Erkrankungen im Alter vor (Maaz 2010).
Psychotherapie kann auch bei älteren Patienten neue Orientierungen und Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen.
Was konkret für ältere Menschen mit Depressionen oder psychischen Erkrankungen getan werden kann, finden Sie in folgenden beiden Schriften, u.a. in zwei Beiträgen von Michael Krenz (Präsident):
Kontakt: Dr. Beate Locher Referentin für Öffentlichkeitsarbeit Locher@psychotherapeutenkammer-berlin.de Tel. 030 887140-13