Der Regisseur Oliver Sechting, der einen Film über Künstler in New York plante, und gemeinsam mit seinem Kollegen Max Taubert einen sehr intimen und nicht unkomischen Einblick in die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Verknüpfung von Freundschaft und Arbeit geschaffen hat, leidet an einer Zwangserkrankung. Sechtings Entschluss, diese kurzerhand im Film zu thematisieren, um die unerwarteten Schwierigkeiten bei der Realisation des Filmprojektes aufzufangen anstatt es aufzugeben, ist ebenso mutig wie er sich als bereichernd erweist: Der Film thematisiert und verdeutlicht nicht nur, in welcher Weise und Intensität eine Zwangserkrankung beide Faktoren beeinträchtigt und vor welche Herausforderungen sie Betroffene und Beteiligte stellt, - die Interviews mit Künstlern wie Tom Tykwer, Ira Sachs, Jonathan Caouette und Viola Ultra, dem ehemaligen Warhol-Star, geraten so auch nicht zu stereotypen Selbstdarstellungen, sondern geben ein Stück innerer Haltung der Künstler frei. Die Reaktionen und Kommentare zu Sechtings Erkrankung spiegeln dabei eine allgemeine Naivität und Unwissenheit um das Leid, das sie mit sich bringt und offenbaren zugleich eine dem Erkrankten entgegengebrachte, zugewandte und wohlwollende Haltung. Bemerkenswert an diesem Film sind jedoch nicht nur seine Intimität und der lobenswerte Beitrag, den er zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen leistet, - insbesondere die gelungene, abwechslungs- und einfallsreiche Montage des jungen Filmemachers André Krummel machen seine Versatzstücke aus Stadtimpressionen, (vermutlich selbst für Therapeuten bereichernder) Innenschau, Interviews und Freundschaftsreflexionen zu einer berührenden, lebendigen Einheit. (Daniela Allalouf, Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, PTK Berlin)
"Unser Film soll Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen Mut machen, zu sich selbst zu stehen, selbstbewusst durch`s Leben zu gehen. Therapien können helfen, aber nicht immer heilen. Darüber kann man verzweifeln oder man versucht, das Beste daraus zu machen. Als Betroffener die eigene Geschichte zu erzählen, ist ein guter Schritt, sich und andere aus einer verdunkelten Ecke des Lebens herauszuholen und ins Licht zu stellen. Ich habe lange gebraucht, die Genesung meiner Psyche nicht nur allein an einem medizinischen Erfolg festzumachen, sondern auch an der Akzeptanz dessen, was sich nicht mehr ändern lässt. Es kann enorm schwer sein, eine psychische Erkrankung nicht nur als Handicap zu betrachten. Dieser Film, die Mut machenden Begegnungen mit unseren Protagonisten haben mir geholfen, in meiner Verzweiflung, in meinen Ängsten und in meinem Leiden als Zwangserkrankter eine konstruktive Kraft und einen Wert zu erkennen. Film(en) kann Therapie sein." (Oliver Sechting)
Termine Berlin 27.11. - 10.12.2014 Filmrausch Palast Moabit 27.11. - 03.12.2014 Babylon Mitte