Bei diesem Film handelt es sich um eine gespielte Dokumentation. Drei Paare stellen verschiedene typische, problembelastete Stadien eines jüngeren Paars, eines Paars mittleren Alters und eines älteren Paars dar. Professionelle Schauspieler spielen eine im Drehbuch ausgeführte Geschichte der Paare, während die drei professionelle TherapeutInnen, die von je einem Paar aufgesucht werden, sich selbst spielen. Zwischen den episodenhaft dargestellten Therapiesitzungen inszeniert Overweg mit den Schauspielern Szenen, die Schlüsselerlebnisse der Paare nachstellen. Diese Szenen, die von der Arbeit mit Rollenspiel in therapeutischen Ausbildungen inspiriert sind, halfen den SchauspielerInnen, sich in die jeweilige Paarsituation einzufinden.
So wurde beim letzten Screening des Films im Rahmen der Berlinale 2012 im Delphi Kino für hunderte von ZuschauerInnen ein hautnahes Erleben von Krisen in Liebesbeziehungen möglich, ohne in Voyeurismus abzudriften. Der Film zeigt, wie ein realistisches Bild von Therapie bzw. des Vorgehens von TherapeutInnen vermittelt werden kann. Eine zu starke Identifikation des Publikums mit den DarstellerInnen wird durch regelmäßige Unterbrechung der Szenen verhindert. So fragen z.B. die Darsteller, ob sie die die jeweilige Geschichte gut dargestellt haben. An anderer Stelle befragt der Regisseur die TherapeutInnen nach ihrem Erleben.
Es ist eine Stärke des Films, dass es Calle Overweg um die künstlerische Darstellung von Liebe und ihren Abgründen geht, und die Therapie hier Instrument und nicht zentraler Betrachtungsgegenstand ist. Der Film ist aus meiner Sicht gut geeignet, um in der Aus- und Weiterbildung von TherapeutInnen eingesetzt zu werden und diesen einen Zugang zur Fremdwahrnehmung ihrer Profession zu gewähren.
Weitere Informationen: www.kino-zeit.de/blog/berlinale/beziehungsweisen
Karin Jeschke
Wissenschaftliche Referentin