Am 6. September 2023 hatte der Vorstand der Psychotherapeutenkammer Berlin - anlässlich des Starts der neuen psychotherapeutischen Weiterbildung - zu einem Empfang mit Podiumsdiskussion geladen. Ein anregender und intensiver Austausch mit Gesundheitssenatorin Dr. Ina Czyborra, Marc Schreiner, Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft, Dr. Ulrike Worringen von der Deutschen Rentenversicherung Bund, dem Psychologiestudenten Nikolas Scholz und Kammerpräsidentin Eva Schweitzer-Köhn auf dem Podium. Neben mehreren gesundheitspolitischen Sprechern aus dem Berliner Abgeordnetenhaus waren auch Dr. Burkhard Ruppert, Vorstandsvorsitzender der KV Berlin, Direktoren und Leiter von Berliner Kliniken und Instituten und der gesamte Vorstand der PtK Berlin vertreten. Auch die Abteilung Weiterbildung der Geschäftsstelle sowie der Ausschuss für Aus-, Fort- und Weiterbildung der Kammer standen für einen fachlichen Austausch zur Verfügung.
Eva Schweitzer-Köhn begrüßte alle Gäste und hob hervor ,,dass es etwas zu feiern gäbe, obwohl die entscheidende Frage der Finanzierung der Weiterbildung bislang nicht geregelt wurde“, denn ohne Gesetzesänderung fehlen die finanziellen Mittel, damit Praxen, Ambulanzen und Kliniken überhaupt genügend Weiterbildungsstellen schaffen können, die die Qualitätsanforderungen der Weiterbildungsordnung erfüllen. Das gefährdet direkt die psychotherapeutische Versorgung und den Fachkräfte-Nachwuchs. Jedoch geht „mit der neuen Weiterbildung nun die Verantwortung für die Gestaltung der Qualifizierung der zukünftigen Fachpsychotherapeut*innen auf uns, die Berufsangehörigen, über und damit auf die berufsständische Vertretung - die Kammern - wie es bei anderen Heilberufen schon lange der Fall ist.“
Auch Gesundheitssenatorin Dr. Ina Czyborra betonte: „Wir müssen einen zukünftigen Fachkräftemangel in der psychotherapeutischen Versorgung rechtzeitig verhindern und sicherstellen, dass unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger die Unterstützung erhalten, die sie benötigen.“ Auch aus ihrer Sicht „bedarf es dringend eines gesicherten Finanzierungsmechanismus, um drohende Engpässe in der Zukunft zu vermeiden.“ Sie zeigte sich dabei durchaus zuversichtlich, dass das Bundesministerium für Gesundheit der durch den Petitionsausschuss übermittelten Forderungen zum gesetzgeberischen Tätigwerden rasch nachkommt und eine sachgerechte Lösung dieser Regelungslücke vorlegt. Insbesondere forderte sie in diesem Zusammenhang auch, die „Datenbasis“ für gesundheitspolitische Entscheidungen entscheidend zu verbessern, da häufig nicht ausreichend Daten vorlägen. Darüber hinaus formulierte sie den Wunsch eines regelmäßigen Austausches mit der PtK Berlin.
Auch Marc Schreiner betonte das produktive, gemeinsame Wirken von der Berliner Krankenhausgemeinschaft und der Kammer, um die fehlende Finanzierung auf den Weg zu bringen. Er sieht „einen steigenden Bedarf an psychotherapeutischer Versorgung, die personelle Ausstattung sei im Augenblick jedoch grenzwertig“, betonte er. Darüber hinaus würden vier von fünf Kliniken in der psychiatrischen Versorgung rote Zahlen schreiben. Es würden Maßnahmen vom Bund dringend nötig sein, um drohende Klinikinsolvenzen zu vermeiden.
Weiterbildungsplätze sollen zukünftig auch an psychosomatischen Rehakliniken angeboten werden, so Dr. Ulrike Worringen. Schwierigkeiten bestünden bei der Suche von geeignetem Personal, auch bei attraktiven leitenden Positionen. Die Fachpsychotherapeut*innen in Weiterbildung könnten hier ihres Erachtens etwaige Lücken schließen.
Psychologiestudent Nikolas Scholz gab ein optimistisches Bild seiner Mit-Studierenden wieder, die mehrheitlich an die Verantwortlichen in der Politik glauben, dass zeitnah die entsprechende Regelung auf den Weg gebracht wird. Sie alle wollen sich einsetzen, den Menschen helfen und etwas bewegen.
Die Psychotherapeutenkammern haben in den vergangenen Jahren unter Mitwirkung des gesamten Berufsstandes neue Weiterbildungsordnungen erarbeitet. Ohne die Gesetzesänderung fehlen die finanziellen Mittel, damit Praxen, Ambulanzen und Kliniken genügend Weiterbildungsstellen schaffen können, die die Qualitätsanforderungen der Weiterbildungsordnung erfüllen. Schweitzer-Köhn fasste zusammen: „Wir brauchen dringend genügend Weiterbildungsstätten um die psychotherapeutische Versorgung in dieser Stadt auch in der Zukunft sicherstellen zu können und zwar in allen Bereichen, ambulant, stationär und im institutionellen Bereich. Das können wir nur gemeinsam schaffen. So lautet nicht umsonst das Motto des heutigen Abends: #Fachkräftezukunft gemeinsam sichern.“