Der Bundesgesundheitssurvey misst Krankheitshäufigkeit unabhängig davon, ob Patienten einen Behandlungsplatz finden, und zeigt, dass Menschen in der Stadt nicht wesentlich häufiger psychisch erkranken als auf dem Land. Schon in Kreisstädten ist das Risiko, psychisch zu erkranken, fast genauso hoch wie in Großstädten (siehe Abbildung). Dennoch werden auf dem Land psychische Erkrankungen seltener diagnostiziert als in der Stadt. Dies liegt vor allem daran, dass psychisch kranke Menschen in strukturschwachen Regionen erheblich länger auf einen Termin beim Psychotherapeuten warten müssen als in der Stadt. "Der Morbiditätsatlas der BARMER GEK zeigt deshalb eigentlich nur, wie häufig psychisch kranke Menschen keinen geeigneten Behandlungsplatz finden", stellt BPtK-Präsident Richter fest. "Wo es keine Psychotherapeuten gibt, können Depressionen von diesen auch nicht diagnostiziert werden."
In Mecklenburg-Vorpommern warten die Patienten nicht unter 18 Wochen und in Brandenburg 19,4 Wochen auf einen Behandlungsplatz. Damit warten sie ein bis zwei Monate länger als im Bundesdurchschnitt (12,5 Wochen). Besonders deutlich wird die Irreführung, wenn man sich die Morbidität im Ruhrgebiet ansieht. Der Bundesgesundheitssurvey weist aus, dass dort die psychische Morbidität vergleichbar ist mit anderen Ballungsgebieten. Der Morbiditätsatlas der BARMER GEK zeigt hingegen im Ruhrgebiet eine teil unterdurchschnittliche Morbidität. Dies hängt eindeutig mit der schlechten Versorgungssituation zusammen. Es gibt viel zu wenig Psychotherapeuten und deswegen Wartezeiten nicht unter 17 Wochen. "In weiten Teilen Deutschlands haben psychisch kranke Menschen so gut wie keine Chance, eine dringend benötigte Behandlung mit angemessener Wartezeit zu erhalten. "Die BARMER GEK redet sich die Versorgung psychisch kranker Menschen statistisch schön", kritisiert Richter. "Ihre Versicherten zahlen die Zeche: Sie warten monatelang auf einen Behandlungsplatz oder geben gar die Suche nach einem Psychotherapeuten auf oder müssen ins Krankenhaus."
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