Wie steht es um die Finanzierung der Weiterbildung von Absolvent*innen des neuen Psychotherapiestudiums? Wie geht es weiter auf dem Weg zu einem Versorgungswerk für die Berliner Psychotherapeut*innen? Und welche politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen beschäftigen uns als Berufsvertretung nach der Bundestagswahl Ende Februar besonders? Diese und weitere Fragen standen im Fokus der Delegiertenversammlung der PtK Berlin am 4. März 2025.
Bekenntnis zu Vielfalt, Freiheit und Toleranz
Die politische Lage in Deutschland und die Haltung der PtK angesichts der wachsenden gesellschaftlichen Polarisierung umriss eingangs Kammerpräsidentin Eva Schweitzer-Köhn. In ihrer Begrüßung verwies sie noch einmal auf den Sondernewsletter zur Bundestagswahl und die Forderungen der Bundespsychotherapeutenkammer bezüglich einer Politik für Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Auch die zunehmend normalisierte rhetorische Entmenschlichung und Diskriminierung bestimmter Bevölkerungsgruppen thematisierte sie: „Nicht nur Menschen mit Migrationsgeschichte fühlen sich bedroht, fragen sich, ob sie in Deutschland noch willkommen und sicher sind, auch Bürgergeldempfänger*innen sind verunsichert. Das betrifft auch einige unserer Patient*innen, viele Menschen mit psychischen Erkrankungen, besonders mit schweren psychischen Erkrankungen, leben in prekären Verhältnissen, sind oft angewiesen auf Bürgergeld und sind sehr verunsichert von solchen Aussagen [zur Abschaffung des Bürgergeldes], was ihnen drohen könnte, wenn diese Ankündigungen umgesetzt würden.“ Alle Psychotherapeut*innen seien gefragt, hier verlässlich zu bleiben und Haltung zu zeigen. Denn aus der Berufsordnung für Psychotherapeut*innen ergebe sich ein Bekenntnis zu demokratischen Werten, Vielfalt, Freiheit und Toleranz.
Welche Gesundheitsrisiken etwa rassistische Diskriminierung für die Betroffenen hat, schilderte an diesem Abend Benjamin Hiemeyer vom Arbeitskreis Rassismussensible Psychotherapie. „Die Auswirkungen für rassistisch markierte Menschen schlagen sich in allen Lebensbereichen nieder, auch in den gesundheitlichen“, betonte Hiemeyer. Auch darum müsse Rassismus identifiziert und benannt werden. Ausführliche Beiträge zu den Aspekten kultur- und rassismussensibler Psychotherapie finden Sie in den kommenden Newslettern.
Die Risiken der Krankenhausreform
Von enormer Bedeutung für die psychotherapeutische Versorgung der Zukunft bleiben die Fragen, wie die Krankenhausreform konkret umgesetzt und die Weiterbildung künftig finanziert werden soll. Im Zuge möglicher Krankenhausschließungen würden auch psychiatrische Abteilungen wegfallen - ein Einschnitt, der die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Berlin verschlechtern würde, so Eva Schweitzer-Köhn. Die PtK Berlin steht zu diesem Thema in regelmäßigem Austausch mit dem Berliner Krankenhausgesellschaft.
Unter Druck stehe die psychotherapeutische Versorgung auch dadurch, dass die Finanzierung der Weiterbildung weiterhin ungeklärt sei. Die PtK setzt sich diesbezüglich gemeinsam mit den anderen Länderkammern und der BPtK, die die „Task Force Finanzierung der Weiterbildung“ gegründet hat, weiterhin für eine Vergütung der Weiterbildungsassistent*innen nach Entgeltgruppe 14 ein.
Kommission empfiehlt Anschluss an bestehendes Versorgungswerk
Von Fortschritten berichten konnte an diesem Abend die Kommission zur Begleitung der Gründung bzw. des Anschlusses an ein Versorgungswerk. Im Namen der zehnköpfigen Kommission bot Kammerpräsidentin Schweitzer-Köhn einen Überblick über die Vor- und Nachteile der Optionen Anschluss oder Eigengründung und sprach diesbezüglich eine klare Empfehlung aus, über die in der DV abgestimmt wurde. Mehr Details dazu gibt es hier.