Die Psychohistorie widmet sich der Untersuchung der unbewussten Wurzeln und Hintergründe von geschichtlichen Entwicklungen, gesellschaftlichen Institutionen, kulturellen Normen und politischen Entscheidungen.
Im Vergleich zu anderen Richtungen, die ebenfalls einen psychoanalytischen Blickwinkel auf Geschichte, Kultur und Politik richten (z.B. in der Tradition der "Frankfurter Schule"), ist die Psychohistorie in höherem Maße darauf ausgerichtet, die Fassade von rationaler Zweckmäßigkeit oder wirtschaftlicher Interessen in Frage zu stellen, die in den tradititionellen Gesellschaftswissenschaften das geschichtliche Handeln, politische Ziele bestimmen. Aus dem durch Freud und Rank möglich gewordenen Verständnis des durchschlagenden Einflusses der frühen Lebensgeschichte auf die - oft sehr irrationalen - Verhaltensweisen und Einstellungen im Erwachsenenalter ergibt sich so ein Forschungsschwerpunkt zur Kindheitsgeschichte bis hin zu Erfahrungen vor und während der Geburt, bei dem die vielfältigen Auswirkungen der historischen Evolution der Kindererziehung auf die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen deutlich werden. Den weitreichendesten Erklärungsversuch stellt dabei die psychogene Geschichtstheorie von Lloyd DeMause dar. (DeMause, Lloyd, 2005: "Das emotionale Leben der Nationen." Drava Verlag, Klagenfurt) Sie betrachtet die "psychogenen" Veränderungen in der Persönlichkeit, die aufgrund aufeinanderfolgender Generationen von Interaktionen zwischen Eltern und Kind auftreten als die zentrale Veränderungskraft in der Geschichte. Einen umfassenden Überblick über psychohistorische Forschungsbereiche, Literatur und Methodik der DeMausianischen Richtung der Psychohistorie gibt "The Psychohistorian's Handbook" von Henry Lawton, The Psychohistory Press, New York, ISBN: 0-914434-27-6.
Neben dem Schwerpunkt Kindheitsgeschichte befasst sich die Psychohistorie zu einem wesentlichen Teil mit politischer Psychologie, wie z.B. ein Blick auf die Inhaltsverzeichnisse der Jahrbücher für Psychohistorische Forschung zeigt. Die Gruppenfantasieanalyse ist dabei wohl der radikalste und am meisten Angst verursachende Teil der Psychohistorie. Hier werden die Motivationen von grossen Gruppen untersucht. Gruppen werden wie Individuen durch Emotionen und Fantasien angetrieben. Psychohistorische Arbeiten zum aktuellen politischen Geschehen finden Sie bei Publikationen unter dem Link Newsletter.
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